Geschichte der Pfarrei

Die Anfänge

Cel­la — so hieß Außer­n­zell bis zu Beginn des 15. Jahr­hun­derts. Die Ein­fü­hurng des Namens Außer­n­zell für Cel­la dien­te der Unter­schei­dung des Ortes Cell bei Schön­berg, dem heu­ti­gen Innernzell.

Zum ers­ten Mal wird Cel­la in einer auf das Jahr 1004 datier­ten Urkun­de erwähnt, in der Kai­ser Hein­rich II. dem Klos­ter Nie­der­al­taich sei­ne Besit­zun­gen bestätigt.

Die Grün­dung des Ortes Cel­la fällt ver­mut­lich ins 9. Jahr­hun­dert. Aus dem Namen lässt sich schlie­ßen, dass Mön­che des Klos­ters Nie­der­al­taich hier eine Nie­der­las­sung gegrün­det haben, die ursprungs wahr­schein­lich aus einem klei­nen Klos­ter mit Kir­che und einem Öko­no­mie­hof bestand.

Die Entstehung der Pfarrei

Die Pfar­rei Außer­n­zell wur­de ver­mut­lich im 10. oder 11. Jahr­hun­dert gegrün­det. Die Grün­dung erfolg­te zwei­fel­los vom Klos­ter Nie­der­al­taich aus. Die ers­te Erwäh­nung der Pfar­rei Außer­n­zell (Cel­la) fin­det sich in einer Lis­te von Pfar­rei­en aus dem Jahr 1148, die auf Papst Eugen III. zurück­geht und dem Klos­ter Nie­der­al­taich die Patro­nats­rech­te verbriefte.

In den Kriegs­wir­ren des 13. Jah­rund­erts wur­de die Pfar­rei Außer­n­zell mit der Pfar­rei Nes­sel­bach fusio­niert und von dort aus seel­sorg­lich betreut. Die­se Ver­bin­dung wur­de wegen der wei­ten Ent­fer­nung der bei­den Pfar­rei­en im Jahr 1261 wie­der aufgehoben.

Das klösterliche Amt Zell

Im 13. Jahr­hun­dert teil­te das Klos­ter Nie­der­al­taich sei­ne Grund­be­sit­zun­gen in Ämter ein. Im Zuge des­sen wur­de auch Zell Sitz eines klös­ter­li­chen Amtes. Zu die­sem Amt gehör­ten nach dem Besitz­rechts­ver­zeich­nis (“Urbar”) des Abtes Her­mann (12421273) fol­gen­de Ort­schaf­ten:

Azing, Allh­ar­ting, Anz­ing, Außer­n­zell, Kopfsberg, Daming, Engel­rei­ching, Irrach, Gaißa, Gun­zing, Unter­gries­gra­ben, Gun­ter­ding, Has­ling, Hör­per­ding, Hör­manns­dorf, Iggen­s­bach, Gut­maign, Mär­zing, Mei­king, Bös­maign, Neu­ho­fen, Per­ling, Prie­fing, Ram­per­ting, Außer­röt­zing, Reith, Ober­röt­zing, Reis­er­hof, Ricke­ring, Solla, Schacha, Sie­ber­ding, Schwa­nen­reit, Gschwendt, Würz­ing und Wollmering.

Das 17. und 18. Jahrhudert - zwei Jahrhunderte des Leids

Im Frü­jahr 1649 brach in Schöll­nach die Pest aus und mach­te auch vor Außer­n­zell nicht halt. Zahl­rei­che Todes­op­fer waren zu bekla­gen. Die gro­ße Anzahl an Toten führ­te dazu, dass der Fried­hof nicht mehr aus­reich­te und die meis­ten bei Irrach und Außer­röt­zing begra­ben wer­den muss­ten. In der Kir­chen­rech­nung von 1650 wird berich­tet, dass die Kir­che kei­nen Zehent bekom­men habe, da die Men­schen ent­we­der alle geflo­hen oder an der Pest ver­stor­ben seien.

Eben­so schlimm war das Elend im öster­rei­chi­schen Erb­fol­ge­krieg (17401745). Im Früh­jahr 1742 sind die Kriegs­hor­den der Ungarn, Kroa­ten, Slo­wa­ken, Pan­du­ren und Hei­du­cken ein­ge­fal­len. Um den grau­sa­men Quä­le­rei­en zu ent­ge­hen flo­hen vie­le an die Donau oder in die Ber­ge.
Am 16. Juni 1742 brann­ten die Ungarn nach mehr­ma­li­ger Plün­de­rung das Dorf Gun­ter­ding nie­der. Am 20. Juni kamen sie nach Außer­n­zell und plün­der­ten die Kir­che und das Wirts­haus. Am 22. Juni kamen wie­der eini­ge Ungarn nach Außer­n­zell und for­der­ten vom Koope­ra­tor Geld. Weil er kein Geld hat­te, wur­de er geschla­gen, sei­ner Klei­der beraubt und miss­han­delt. Am 13. Dezem­ber wur­de Außer­n­zell zum drit­ten Mal von Ungarn (Kroa­ten) geplün­dert.
Auf­grund des Elends brach im August 1743 eine anste­cken­de Krank­heit aus — im Ster­be­buch wur­de die­se als dys­en­te­ria, cali­da febris” bezeichnet.

Im Jahr 1806 muss­te die Pfar­rei Außer­n­zell wäh­rend der Napo­leo­ni­schen Krie­ge die Beset­zung von fran­zö­si­schen Trup­pen miterleben. 

Das Verhältnis von Kloster und Pfarrei

Außer­n­zell war immer schon eine Säku­lar­pfar­rei, wobei das Prä­sen­ta­ti­ons­recht dem Klos­ter Nie­der­al­taich vor­be­hal­ten war. Die Pfar­rei Außer­n­zell war also nie eine inkor­po­rier­te Pfar­rei des Klos­ters. Viel­mehr hat­te das Klos­ter das ver­brief­te Recht die Pfar­rei einem Pries­ter zu ver­lei­hen (Prä­sen­ta­ti­ons­recht), die Inves­ti­tur war aber dem Bischof von Pas­sau vor­be­hal­ten und für die welt­li­che Instal­la­ti­on war das Pfleg­ge­richt Hen­gers­berg zuständig.

Im Zuge der Säku­la­ri­sa­ti­on in Bay­ern wur­de im Jahr 1803 das Klos­ter Nie­der­al­taich auf­ge­ho­ben und das Patro­nats­recht über die Pfar­rei Außer­n­zell ging auf den Lan­des­herrn über.

Quel­le:
Gott­hard Oswald, Geschich­te der Pfar­rei Außer­n­zell, in: Der Bay­er­wald in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart 1917, 13 – 18; 65 – 72; 100 – 103; 1918, 8 – 16; 53 – 60; 1919, 14 – 20.